Das Fan-Projekt Bielefeld organisiert zwei Veranstaltungen innerhalb des Rahmenprogramms zur Anne Frank Ausstellung „Deine Anne – ein Mädchen schreibt Geschichte“, die derzeit in der Ravensberger Spinnerei gezeigt wird. Diese legen wir euch wärmstens an Herz:
Film: “Liga Terezin” – Fußball im KZ
Di., 8. November | 19.30 Uhr | Lichtwerk im Ravensberger Park | Eintritt frei
Theresienstadt diente den Nazis als „Vorzeigeghetto“. Es war das einzige Lager mit einer Fußballliga, in der Gefangene gegeneinander spielten; die Nazis nutzten Filmaufnahmen davon für ihre Propaganda. In der – offiziell so bezeichneten – „Theresienstädter Fußball-Liga“ gab es von 1942 bis 1944 Schiedsrichter, Tabellen und handgeschriebene Sportzeitungen.
Der Computerspezialist Oded Breda hat in einem Propaganda-Film der Nazis seinen Onkel Pavel (der später in Auschwitz ermordet wurde) als Fußballspieler entdeckt und wollte mehr erfahren: Er sammelte Informationen, kam in Kontakt mit der Gedenk- und Forschungsstätte „Beit Theresienstadt“ (nördlich von Tel Aviv) und wurde von 2009 bis 2015 ihr Leiter. 2013 produzierte Oded Breda mit zwei Filmemachern „Liga Terezin“ (tschechischer Name für Theresienstadt).
In der Jugendarbeit von Beit Theresienstadt spielt die „Liga Terezin“ inzwischen eine wichtige Rolle, es gibt u. a. ein Fußballturnier mit jüdischen und muslimischen Jugendlichen, die unter den Mannschaftsnamen der Theresienstädter Fußball-Liga spielen. Ebenso haben hochrangige Delegationen des DFB mehrfach Beit Theresienstadt besucht.
Vor dem Film gibt es einen kurzen Vortrag von Martin Decker, der bei den Recherchen für das Mahnmal vor dem Bielefelder Hauptbahnhof mehrere Theresienstadt-Überlebende persönlich kennengelernt hat. Thema des Vortrags ist ein Widerspruch: Im Film sind kräftige Gefangene als Fußballspieler zu sehen, auf der anderen Seite gibt es sehr viele Dokumente und Berichte über Hunger und Mangelernährung in Theresienstadt. Nach dem Film besteht die Möglichkeit für eine Diskussion.
Filmlänge: 53 Minuten (z.T. OmU)
Lesung: Zwischen Abgrund und Aufbruch
Wie antisemitische Vorurteile im Fußball ein Ventil finden – und wie man ihnen frühzeitig begegnen sollte.
Do., 10. November 2016 | Ravensberger Spinnerei – Historischer Saal | 19.00 Uhr | Eintritt frei
In Deutschland hat es 2014 laut der Amadeu-Antonio-Stiftung 1076 antisemitische Straftaten gegeben – ein Drittel mehr als im Jahr zuvor. Hetzreden auf Demonstrationen, Hakenkreuz-Schmierereien an Synagogen, Schändung jüdischer Friedhöfe. Auch im Fußball wird immer wieder die Meinung geäußert, dass die Judenfeindschaft verschwunden sei. Der Berliner Journalist Ronny Blaschke möchte in seinem Vortrag anhand vieler Vorfälle deutlich machen, wie sich der Antisemitismus gewandelt und verlagert hat – verschwunden war er nie. Zudem soll die Frage erörtert werden: Wie kann das Medium Sport gegen Diskriminierung wirken?
Vita:
– Der Journalist Ronny Blaschke beschreibt Gewalt und Menschenfeindlichkeit im Fußball: für das Deutschlandradio, die Süddeutsche Zeitung oder Die Zeit.
– Mit seinem Buch „Angriff von Rechtsaußen – Wie Neonazis den Fußball missbrauchen“ bestritt er zahlreiche Vorträge.
– Für seine Arbeit wurde Blaschke mehrfach ausgezeichnet, z. B. 2013 mit dem Julius-Hirsch-Ehrenpreis des DFB.